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Brücke A7: Die Spannung bleibt

© SCH / M.Reichl, A. Prammer

#PRAXIS | Nachdem im Juni die heiße Phase mit dem Einschwimmen der einzelnen Brückenteile begann, ist der stromaufwärts gelegene Bypass mittlerweile in Position – zur vollsten Zufriedenheit der Verantwortlichen. Der Weg dorthin war fordernd und bis ins kleinste Detail vorgeplant. Der gesamte Bypass besteht aus fünf unterschiedlichen Bauphasen, die nacheinander montiert wurden. Der Vormontageplatz, direkt an der Donau, war Ausgangspunkt der unterschiedlichen Brückenteile, die mit unglaublicher Präzision und beeindruckendem Feingefühl millimetergenau auf den Brückenpfeilern positioniert wurden.

Aufregende Zeiten an der Donau. 950 - 1.450 Tonnen schwere Brückenteile über das Wasser zu transportieren und in knapp zehn Metern Höhe zu positionieren, ist nichts für schwache Nerven. Zwei spezielle Ponton-Boote wurden zusammengehängt, um die enormen Lasten übers Wasser an ihre Endpositionen zu transportieren. Auf individuell lenkbaren Schwerlastanhängern wurden die jeweiligen Bauteile auf den Ponton-Schiffen positioniert. 

Präzision & Verantwortung

Ein Mann war per Fernsteuerung dafür verantwortlich, die Anhänger millimetergenau auf den Pontons zu platzieren. Dazu waren horizontale Drehungen der Teile zwischen 90 und 270 Grad sowie der vertikale „Hub“ auf bis zu 12 Meter nötig, um die Endlage zu erreichen. DI Christian Liebig von Donges-SteelTec ist Projektleiter des Bereichs Stahlbau und schläft trotz aller Komplexität und Gefahren „gut“, wie er uns im Gespräch verrät. „Jede Bauphase hatte beim Transport und der Montage ihre eigenen Herausforderungen, die es individuell zu meistern galt. Insgesamt sind wir sehr zufrieden, wie die Dinge bisher gelaufen sind“, bestätigt Projektleiter Liebig. Erschwerend war während des gesamten Prozesses die Strömungsgeschwindigkeit der Donau. Voll mit Schmelzwasser wurde dies zu einer wesentlichen Herausforderung, die es zu bewältigen galt. Mit dem Schubboot konnten die Bauteile allerdings in Position gehalten und erfolgreich abgelegt werden. Das letzte Anschlussstück in Urfahr (Bauphase Fünf) wurde am Land-weg zur Endposition transportiert. 

Tragfähigkeit

Durch die enorme Höhe, in der das Bauteil eingefügt werden musste, war die ursprüngliche Kletterkonstruktion hier nicht zu gebrauchen. Somit wurde das letzte Teilstück mit einer Extrakonstruktion und enormem Aufwand in seine Endlage befördert. Einige Teilstücke schweben nach wie vor 15-20 mm über dem Auflager, um die Brücke nach Abschluss aller nötigen Arbeiten über Pressen noch in ihre exakte Endposition bewegen zu können. Bevor das allerdings passiert, wurde noch der erste von zwei Pylonen stromaufwärts aufgestellt, um die endgültige konstruktive Tragfähigkeit der Brücke herzustellen.

Design & Konstruktion

Aus insgesamt drei Einzelteilen wurde der erste Pylon an Ort und Stelle zusammengebaut. An der Spitze wurden auf beiden Seiten jeweils zwei Stahlseile montiert, die einerseits im Widerlager auf der Stadtseite und andererseits in der Brücke befestigt werden. Die Stahlseile bestehen aus 91 unterschiedlichen Litzen, die nebeneinander geführt werden. Wie beim Bau einer Seilbahn, wird zu Beginn ein sehr dünnes Drahtseil von oben nach unten geführt und die einzelnen Litzen dann nachgezogen. Dazu kommt, dass jede einzelne Litze individuell mit exakt dosierter Kraft vorgespannt wird, um so die perfekte und vollständige Tragfähigkeit der gesamten Brücke sicherzustellen. Der Vorteil ist dabei, nicht das gesamte Tragseil spannen und bewegen zu müssen, da der Kraftaufwand zu groß wäre. Nachdem die 91 Litzen gespannt sind, werden die letzten Teilstücke noch an ihre exakte Endposition bewegt und endgültig mit den Brückenpfeilern verbunden. Während dessen wird am Vormontageplatz schon an den weiteren Brückenteilen mit Hochdruck gearbeitet. Als nächstes folgt der Bypass stromabwärts! Wir sind gespannt.

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